Morde, die wie Selbstmorde aussehen.

 

Sabine Yao wird zu einem Todesfall hinzugezogen, der nur auf den ersten Blick wie ein Selbstmord aussieht. Technische Zweifel lassen die Frage nach einem Mord aufkommen. Doch Sabine Yao findet keinen Beweis. Erst als ein 4 Jahre zurückliegender Fall ebenso Fragen aufwirft, gelingt es ihr, einen Zusammenhang herzustellen. Doch der Täter ist auf Augenhöhe mit ihr und scheint keinen Fehler gemacht zu haben.

 

Nach Paul Herzfeld, jetzt Sabine Yao. Ich mag die Rechtsmedizinerin sehr gerne. Sie war mir von Anfang an sympathisch. Auch ihre privaten Probleme beschäftigen mich sehr und ich finde die Mischung zwischen Privatleben und Rechtsfall sehr gelungen.

 

In ihrem ersten Fall hat es die Rechtsmedizinerin gleich sehr schwer: der mutmaßliche Täter ist zwar schnell ausgemacht, aber ohne einen Beweis gibt es keine Verhaftung. Und so bleibt das Buch dennoch spannend, wenn auch etwas in die Länge gezogen und am Ende doch etwas konstruiert wirkend mit Sabines Alleingang.

 

Ich mag in Tsokos‘ Büchern auch immer die realen Fälle, die er als Beiwerk einschiebt, sehr gerne. Bei den letzten Büchern fand ich die teilweise aber etwas aus dem Zusammenhang gerissen, dieses Mal passten die weit besser in die Handlung. Auch die Fakten und Einblicke in die Rechtsmedizin interessieren mich immer wieder aufs Neue.

 

Fazit: Ich freue mich immer wieder auf neue Bücher des Autors und auch dieses hat mir wieder sehr gut gefallen. 

 

 

 


Der dritte Fall für Jarmer und Eberhardt

 

Und Eberhardts persönlichster. Steht doch die Frage im Raum, inwieweit Roccos Vater in den Politskandal um Bausenator Dieter Möller verwickelt ist. Als dann auch noch ein Mord geschieht und Rocco die Verteidigung des vermeintlichen Täters übernehmen soll, überschlagen sich die Ereignisse.

 

Das Buch beginnt eigentlich relativ „harmlos“, wenngleich doch relativ grausam. Rechtsmediziner Jarmer hat einen menschlichen Kopf auf dem Obduktionstisch. Der Rest der Leiche fehlt. Die Obduktion verweist auf Selbstmord. Allerdings will die Tochter des Toten nicht daran glauben.

 

Gleichzeitig muss Rocco Eberhard all seine Kunst aufbringen, um Bausenator Möller zu verteidigen, der einen Totschlag begangen haben soll. Rocco glaubt, dass Möller unschuldig ist. Gleichzeitig versucht dies aber jemand ganz energisch zu verhindern.

 

Die Art und Weise, wie Eberhard im Gerichtssaal auftritt, hat mich wieder begeistert. So einen Rechtsanwalt wünscht man sich, wenn man einen braucht. Hier merkt man deutlich die Kunst von Ex-Strafverteidiger Flroian Schwiecker. Auch die des Rechtsmediziners Michael Tsokos fließt in das Buch mit ein und macht es im Duett wieder zu einem überaus lesenswerten Justiz-Krimi, der erst nach und nach seine ganzen Zusammenhänge aufdeckt.

 

Fazit: bitte unbedingt auf die Daten in den Überschriften achten, sonst könnte man ein wenig aus dem Takt geraten. Liest man das Buch aber aufmerksam, kann man es kaum aus der Hand legen. Kurze Kapitel sorgen zusätzlich für Spannung.

 

 


In seinem letzten Thriller mit Dr. Fred Abel muss dieser noch einmal all sein Können in die Waagschale werfen. Ein Attentäter ersticht in Berliner Hotels scheinbar willkürlich Menschen. Außerdem gerät die Ex-Frau seines besten Freundes in Gefahr, als sie beinahe dem Mörder ihres Lebensgefährten in die Arme läuft. Gibt es einen Maulwurf im LKA?

 

Ganz schön viel packt Tsokos in dieses Buch: der Attentäter, die Geschichte um Marie, die Rache der Saads (s. die vorherigen Bände) und diverse andere Leichen. Für ein Privatleben bleibt Abel kaum noch Zeit und das bringt ihn ins Grübeln.

 

Jede der Storys für sich ist klasse und spannend, allerdings führen die Sprünge ein wenig dazu, dass der Lesefluss nicht ganz so rund ist wie in Büchern, die sich auf eine oder zwei Handlungsstränge beschränken. Dennoch fasziniert das Buch wieder sehr. Tsokos schöpft aus seinem reichen Erfahrungsschatz an Obduktionen und lässt den Leser daran teilhaben.

 

Und am Ende verrät der Autor noch ein kleines Geheimnis: (SPOILER) es geht weiter in den Treptow-Towers. Der Staffelstab wird an Sabine Yao übergeben und ich freue mich schon auf ein weiteres Buch von Michael Tsokos. Denn Sabine muss ja noch den Fall des Bademeisters lösen.

 

Fazit: der Krimi taucht wieder tief ein in die Fälle eines Gerichtsmediziners und ist faszinierend zu lesen. 


Der zweite Fall für Jarmer und Eberhardt und dieses Mal auf der Seite der Ankläger.

Vor vielen Jahren erschütterte ein Fall die Welt, als durch ein sonderbares Experiment benachteiligte Kinder als Pflegekinder zu Pädophilen gegeben werden.

Jahre später wollen zwei dieser inzwischen Erwachsenen, den Fall öffentlich machen und wenden sich an Rechtsanwalt Eberhardt. Dieser beginnt mit den Nachforschungen und stochert in ein Wespennest.

 

Im Nachwort wird erläutert, dass es dieses Experiment wohl wirklich gab und das macht das Buch noch brisanter. Dieses Buch lebt nicht von nervenzerreißender Spannung, eher von Ermittlungen, die weit in die höheren politischen Kreise reichen und von dem Mitgefühl für die damaligen Opfer. Der begangene Mord rückt hierbei sogar etwas in den Hintergrund. Wobei ich die Methoden, den Täter zu überführen, sehr interessant fand. Dies hätte man gerne noch etwas vertiefen und stärker in die Materie Darknet und Hacking eintauchen dürfen.

 

Sehr gelungen fand ich auch den Strang mit dem intriganten Polizeichef. Hier zeigte sich deutlich, welche Macht die Politik in sich hat.

 

Roccos Privatleben fand ich in diesem Band sehr angenehm zu lesen und ich hoffe, dies wird im nächsten Band noch weiterverfolgt.

 

Das Ende ist sehr überraschend, aber leider wurde ein entscheidendes Detail nicht aufgeklärt.

 

 

Fazit: eher ruhiger Ermittlerkrimi, beruhend auf wahren Gegebenheiten und sehr interessant und mitreißend zu lesen. 

 

 

 


Wilder Westen in Bad Segeberg

 

In Kiel werden Obdachlose ermordet und Leichenteile aus der Pathologie gestohlen, damit ein Mann viel Geld mit dem Anbieten eines Medizinerkurses scheffeln kann. Als das Gesundheitsamt dieser Organisation auf die Schliche kommt, wird auch Rechtsmediziner Paul Herzfeld in die Angelegenheit involviert.

Ich fand die Geschichte wieder sehr spannend und gelungen. Tsokos versteht es, an menschlichen Abgründen zu rütteln und dem Leser genau das richtige Maß an Grusel zu bescheren. Man braucht also schon ein relativ stabiles Nervenkostüm.

Die Idee, Leichen zu stehlen ist neu und anders und auch Herzfelds Privatleben kommt nicht zu kurz.

 

Zudem rundet das Auftauchen Volker Schneiders die Handlung weiter ab. War doch das Ende des „Bösen“ im letzten Band sehr offen. Allerdings fand ich den Showdown in der Wildweststadt schon etwas sehr abstrus.

 

Gerade der Bezug zu realen Begebenheiten, die Tsokos immer wieder einstreut und am Schluss des Buches belegt, macht das ganze Abenteuer sehr authentisch und realitätsnah.

 

Was ich jetzt ein wenig schade fand: am Ende ist noch eine ziemlich ausführliche Leseprobe aus „Abgefackelt“. Dabei dachte ich, das Buch habe 330 Seiten, es war dann aber schon nach 300 zu Ende.

 

Fazit: Schade, dass die Reihe zu Ende ist, aber ich hoffe, dass Herr Tsokos Herrn Herzfeld doch noch einmal auftauchen lässt. 

 

 

 


Kaltes Land

 

Kaltes Land ist eine Kurzgeschichte, die der Droemer-Knaur-Verlag anlässlich seines 175-jährigen Bestehens herausgibt.

 

Die Tante von Herzfelds Kollegin Sabine Yao wird vermisst und kurz darauf tot aufgefunden. Sabine nimmt Urlaub, um ihrer Tante beizustehen. Gleichzeitig gibt der Tod Rätsel auf, und diese gilt es zu lösen.

 

Kurzgeschichten sind ja – per se – immer sehr kurz. Aber hier war ich dennoch ganz in der Handlung gefangen und da das Buch nicht so lang ist, musste ich nicht lange auf die Auflösung warten. Natürlich ist es schwieriger, in rund 110 Seiten so viel Spannung aufzubauen, wie in einem dreimal so langen Buch, aber Tsokos ist das dennoch gut gelungen.

 

Als Leser ist man der Rechtsmedizinerin einen kleinen Schritt voraus und weiß bereits etwas, das sie erst später herausfinden wird.

 

Auch die Spannungen mit ihrem Ex-Lebensgefährten haben gut zur Handlung gepasst.

 

Das Ende wartet dann noch mit einer kleinen Überraschung auf – allerdings hinterlässt es auch viele Fragen.

 

Fazit: kurz und knackig, tolle Ergänzung zu den Herzfeld-Thrillern, von denen mit „Abgetrennt“ im Herbst 2021 der 3. Teil erscheinen wird. 

 

 

 


Wenige Tage nach seinem brutalen Erlebnis aus „Abgeschnitten“ hat Paul Herzfeld die Erlebnisse noch lange nicht verdaut. Sein Vorgesetzter tut ihm vermeintlich einen Gefallen, indem er in die Provinz versetzt, zu einem „normalen“ Pathologenjob. Doch gleich nach Herzfelds Ankunft merkt er, dass etwas nicht stimmt. Sein Vorgänger soll sich mit Benzin übergossen und angezündet haben, doch die Umstände seines Todes werden nicht untersucht und so beginnt Herzfeld, sich etwas umzuhören. Dabei stößt er auf etwas Unglaubliches.

 

Das Buch startet etwas zäh. Bis alle Personen vorgestellt sind braucht es seine Zeit und der Spannungsbogen startet dann erst etwas verspätet. Aber der Fall hat es in sich und ich habe mich in der Handlung sehr wohl gefühlt. Ein sehr aktuelles Thema, das Tsokos hier aufgreift. Dadurch, dass dieses Thema, also der Auslöser des Mordes an dem Kollegen von Herzfeld, sehr lange im Dunkeln bleibt, rätselt man als Leser automatisch mit und es bleibt spannend.

Viele kurze Kapitel mit wechselnden Perspektiven halten die Spannung zusätzlich hoch und das Ende lässt eine weitere Fortsetzung erahnen.

 

Einschübe aus realen Geschehnissen aus dem Pathologenleben machen das Buch authentisch und lebendig, sorgen aber für einen geringen Spannungsabfall.

 

 

Fazit: wieder ein lesenswertes Buch, das viel Kurzweil beschert, anfangs allerdings ein wenig dauert, bis es richtig fesselt.