Auguste und Lotte. Tief verwurzelt in den Konventionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Beide aus gutem Haus, doch Lotte möchte sich das Korsett des wilhelminischen Zeitalters abstreifen und hadert mit dem Schicksal der Frauen. Als sie aufbegehrt wird sie jedoch von ihren Eltern ausgebremst. Auguste bekommt dadurch allerdings den nötigen Mut, den es braucht, ihr zu ihrem Glück zu verhelfen.

Ich liebe Anne Sterns Fräulein Gold. So habe ich auch hier bei einem ihrer älteren Bücher zugegriffen, die der Rowohlt-Verlag neu aufgelegt hat. Schon am Umfang des Buches merkt man: es geht ausführlicher. So fand ich die Geschichte von Auguste und Lotte zwar durchaus unterhaltsam, aber manche Stellen hätte ich mir dann doch detaillierter gewünscht. Gerade den Schluss, als sich ihr Leben so abrupt ändert hätte ich gerne ihren Kampf gelesen. Der Einstieg ist zwar auch interessant, vor allem zu lesen, wie eingesperrt die Mädchen damals waren, aber der Schluss hätte sicher noch mehr Brisanz und Spannung geboten.

Der Schreibstil Sterns ist anschaulich und ich habe sehr mit manchen Charakteren gelitten. Dennoch konnte ich zu keiner eine richtige Bindung aufbauen, sie blieben ein wenig zu sehr an der Oberfläche.

Mit „Henny“ geht dir Reihe in ein paar Monaten weiter und ich freue mich schon darauf, die Frauen wieder zu treffen.

 

Fazit: Schön geschrieben, mit kleineren Längen und am Ende etwas zu schnell. Dennoch lesenswert und interessant. 


Hulda führt ein aufregendes Leben. Sie ist die leitende Hebamme in der Klinik geworden, aber auch ihr Privatleben ist alles andere als ruhig. Johann möchte sie unbedingt heiraten, aber Hulda ist unsicher. Liebt sie ihn genug?

 

 

Bereits der vierte Band um die liebenswerte Hebamme Hulda Gold. Und kein bisschen langweilig. Zwar hat Hulda dieses Mal nur einen kleinen Bilderdiebstahl aufzuklären, dafür ist privat und beruflich viel von ihr gefordert.

Vor allem der private Teil steht in diesem Band im Vordergrund. Hulda nimmt Kontakt zu ihrem Vater auf, auch Karl hat wieder Kontakt zu seinem. Außerdem ist er aus dem Polizeidienst ausgeschieden und hat eine eigene Detektei.

Da Karl jetzt in den letzten beiden Bänden etwas wenig vertreten war, hoffe ich, dass das Ende von „Die Stunde der Frauen“ ihm in Band 5, der im September 2022 erscheinen wird, wieder mehr Raum beschert.

 

Anne Stern schreibt Geschichten, wie das Leben sie geschrieben haben könnte. Die Handlung ist fiktiv, aber gut recherchiert und wirkt sehr authentisch. Hierbei webt Stern immer geschichtliche Hintergründe mit ein, die aber nie überfrachtet oder zu viel wirken. Gerade so, dass man die Geschehnisse gut einordnen kann.

 

Fazit: ein etwas ruhigerer, aber sehr emotionaler Hulda-Band. 


Hulda ist inzwischen an der Frauenklinik in Berlin als Hebamme angestellt und ärgert sich ein wenig über die Arbeitszustände. Die Hebammen dürfen dort keine Geburten durchführen, das ist allein Sache der Ärzte. Doch Hulda wäre nicht Hulda, wenn sie sich alles gefallen ließe. Zu allem Übel kommen auch noch private Probleme auf sie zu.

 

Bereits zum 3. Mal dürfen wir mit der Hebamme Hulda Gold ins frühe 20. Jahrhundert eintauchen.

 

Ich bin nach wie vor begeistert von der Geschichte und hoffe, dass noch viele Bände folgen werden. Leider kam in diesem Band Karl ein wenig zu kurz.

Die Handlung des Buches ist spannend und aufregend. Huldas Entdeckung in der Klinik, ihr Streit mit Karl, ein neuer Verehrer an ihrer Seite, die Thematik der Homosexualität in dieser Zeit und der beginnende Judenhass – all das trägt dazu bei, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.

 

Anne Sterns Protagonistin muss man einfach mögen. Zudem mag ich die Schreibweise der Autorin sehr gerne. Die Szenen sind alle sehr authentisch und anschaulich beschrieben und man wähnt sich während der Lektüre im Jahre 1924 in Berlin.

 

Das Ende wartet wieder mit einem Cliffhanger auf und ich bin schon sehr gespannt auf den Folgeband, der im November 2021 erscheinen soll. 


Die Hebamme ist zurück.

 

Ein Kind verschwindet, einige tote Kinder werden gefunden. Besteht hier ein Zusammenhang? Die Hebamme Hulda Gold und ihr Freund, der Kriminalkommissar Karl North sind beide in diese Fälle eingebunden.

 

Das Buch hat mir wieder sehr gut gefallen, allerdings kam der Kriminalfall ein wenig zu kurz. Und das Kribbeln zwischen Karl und Hulda fehlte mir. Die beiden verstehen sich gut, aber mehr will keiner der beiden, was ich etwas schade finde. Dafür taucht Felix wieder auf – und auch er könnte Hulda wieder gefährlich werden, denn um seine Ehe steht es nicht so gut. Und was sollen diese Blicke zwischen Hulda und dem Rabbi Esra? Der Fokus des zweiten Bandes liegt fast eher im Privatleben von Hulda, denn auf dem Kriminalfall. Doch auch das ist durchaus interessant. Und dann ist da ja auch noch Huldas Geheimnis, das sie lange mit sich herumgetragen hat.

 

Zu allem Übel merken die Juden nun auch noch, dass sie nicht mehr gelitten sind. Das erschwert Huldas Leben zusätzlich, denn auch sie gerät auf einmal mitten zwischen die Fronten.

 

Vor einem interessanten geschichtlichen Hintergrund entwickelt Anne Stern ihren Roman und bindet ihre Charaktere sehr authentisch darin ein. Sie schildert die Probleme der Juden, aber auch der anderen Menschen, die bei der großen Inflation unter der Entwertung des Geldes leiden. Diese Aspekte fand ich sehr interessant und sie passten gut zur Handlung.

 

Fazit: wieder ein sehr unterhaltsamer Band und ich freue mich schon auf den nächsten Teil.